Das wertvolle Ideal gelingender lebenslanger Ehe und ihr sakramentaler Charakter erschweren es bis heute oft, im kirchlichen Kontext auch die nicht gelingenden Ehen im Blick zu halten. Doch schon die Zahl der PartnerInnen, die sich trennen, verbietet ein Wegschauen. Und erst recht fordert es das kirchliche Selbstverständnis, Menschen in "dunklen Stunden" nicht allein zu lassen.
Der Beginn einer Ehe wird bezeugt in einem feierlichen Gottesdienst, in dem "vor Gott und den Menschen" die Hoffnung auf dauerhafte Gemeinschaft bekundet wird. Nach Trennung und Scheidung gibt es weder Feier noch Segen, kein Ritual, das Schmerz, Klage und Sorge vor Gott trägt.
Katholikenausschuss und Ehepastoral im Stadtdekanat Köln setzen hier seit Jahren (seit 2011) bereits ein Zeichen, indem sie einen Gottesdienst anbieten für Menschen nach Trennung oder Scheidung, für Menschen, die allein leben oder in neuer Partnerschaft. Eingeladen sind auch Angehörige und/oder Freunde: alle, "die nahe stehen". Zunächst geschah das einmal im Jahr, inzwischen zweimal im Jahr - im Frühjahr und Herbst
Tief sitzt das Gefühl der Kränkung durch die "Amtskirche" bei Menschen, deren Ehe auseinandergegangen ist. Sie fühlen sich gemaßregelt und verurteilt, nicht gesehen in ihrem (dann letztlich gescheiterten) Bemühen, die Partnerschaft fortzuführen. Dabei spielt keine Rolle, ob sie selbst den Trennungsschritt vollzogen haben oder der Partner, die Partnerin. Selbst wenn sie keine neue Bindung eingegangen sind, glauben viele, dass sie von den Sakramenten ausgeschlossen sind - ein sichtbares und fühlbares Zeichen der "Strafe". Nicht selten erleben auch Eltern oder Angehörige diese Kränkung.
Sehr bewußt ist als Gottesdienstort die Kolumba-Kapelle "Madonna in den Trümmern" gewählt - ist es doch ein Ort mit eigener Symbolkraft: Die ehemals große und bedeutende Kirche ist zerstört, um sie herum wurde eine Kapelle und schließlich das große Museum gebaut; das Fußbodenmosaik (abgebildet auf dem Plakat) ist entstanden aus Steinsplittern – neue Schönheit wächst aus den Trümmern.
Der Gottesdienst vermittelt die Botschaft, dass Gott in Krisen und Mutlosigkeit an unserer Seite ist und uns zu neuen Aufbrüchen stärkt. Dieses Thema wird in Lesung, Predigt und Gebeten aufgenommen. Flötenmusik und der Gesang eines kleinen Chores geben Gelegenheit, das Gehörte in Ruhe zu bedenken und zu vertiefen. Die Anwesenden werden eingeladen, eine Kerze zu entzünden und anschließend einen ganz persönlichen Segen zu erbitten. Dabei gibt es immer wieder berührende Begegnungen.
Bestärkt und unterstützt sehen sich die Gottesdienst-Verantwortlichen durch die Aussagen von Papst Franziskus in seinem Schreiben "Amoris Laetitia".