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Stellungnahme zur „Geistlichen Vision für die Kirche von Köln“ und zur aktuellen Situation im Erzbistum

Datum:
14. Juli 2025
Mit dieser Stellungnahme wendet sich der Diözesanrat an die Gläubigen im Erzbistum Köln und an die Verantwortlichen in der Bistumsleitung.

Ziel ist es, die gegenwärtige Lage im Erzbistum sorgfältig zu reflektieren, Anliegen und Bedenken zu benennen
und konstruktive Anregungen für eine gemeinsame Weiterentwicklung zu formulieren. Der Diözesanrat versteht sich als Teil der Verantwortungsgemeinschaft im Erzbistum und möchte seine Perspektiven in einem Geist des Dialogs einbringen.


Geistliche Vision – gemeinsame Anliegen, begrenzte Beteiligung
Der Diözesanrat hat sich eingehend mit der im März 2025 von Kardinal Rainer Maria Woelki veröffentlichten Geistlichen Vision für die Kirche von Köln befasst. Die darin zum Ausdruck gebrachten Leitgedanken – wie der Wunsch nach einer Kirche, „die durch Erfahrungsorte des Glaubens wächst“ und „eine neue Generation für das Evangelium gewinnt“ – finden 
grundsätzlich Zustimmung. Auch die Betonung einer hörenden, einladenden und missionarischen Kirche wird ausdrücklich gewürdigt.
Gleichwohl sieht der Diözesanrat die Art und Weise der Beteiligung an der Erarbeitung dieser Vision als ausbaufähig an. Die vorgesehenen Formate blieben aus Sicht vieler Engagierter hinter dem Anspruch an eine synodale Kirche zurück.
Entscheidungsprozesse insbesondere zur pastoralen Schwerpunktsetzung und Haushaltsplanung – fanden in einem begrenzten bischöflichen Rahmen statt, ohne eine gleichwertige Einbindung der gewählten Laienvertretung.


Kommunikationsklima und Mitwirkungskultur
Der Diözesanrat nimmt Rückmeldungen wahr, wonach sich das Kommunikationsklima in der pastoralen Praxis vielerorts als angespannt darstellt. Kritische Impulse werden nicht immer als wertvoller Beitrag zum gemeinsamen Ringen um gute Wege erlebt.
Dies führt zu Verunsicherung unter Engagierten und birgt das Risiko, wertvolle Mitarbeitende zu verlieren. Aus Gemeinden und Verbänden wird berichtet, dass Menschen ihre Bereitschaft zur Mitwirkung – etwa bei Gremienwahlen – überdenken, weil sie sich nicht hinreichend gehört oder einbezogen fühlen. Die Sorge, dass das eigene Engagement wenig bewirken kann, belastet das Vertrauen in kirchliche Prozesse.


Handlungsoptionen – Impuls für einen ehrlichen Neuanfang
Der Diözesanrat ist überzeugt, dass die gegenwärtige Situation auch eine Chance bietet, neue Formen der Zusammenarbeit zu gestalten. Dazu zählt insbesondere eine transparente und kontinuierliche Einbindung der synodalen Gremien
bei grundsätzlichen Fragen der Ausrichtung und Priorisierung. 


Warum die Beteiligung des Diözesanrates notwendig ist
Synodalität ist ein Wesenszug der Kirche. Wie Papst Franziskus im Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland (2019) betont, ist die synodale Kirche eine "hörende Kirche", in der alle mitwirken.
Das Zweite Vatikanische Konzil (Lumen gentium 37) spricht Laien ausdrücklich das Recht und mitunter die Pflicht zu, ihre Perspektive einzubringen. Der Diözesanrat als gewähltes Gremium der Laien trägt Mitverantwortung für das kirchliche Leben im Erzbistum. Er spiegelt die Vielfalt von Gemeinden, Verbänden und kirchlichen Initiativen wider.
Eine synodale Kirche braucht diese Stimmen im Zentrum ihrer Entscheidungsfindung.


Der Diözesanrat spricht sich deshalb dafür aus,


• bei zentralen pastoralen und strategischen Weichenstellungen frühzeitig einbezogen zu werden,
• die gemeinsame Beratung mit der bischöflichen Leitung zu institutionalisieren,
• Ergebnisse aus synodalen Prozessen verbindlicher zu berücksichtigen,
• Beteiligungsformate zu schaffen, die Rückmeldung und Veränderung von Entscheidungen ermöglichen.

 

Was der Diözesanrat beobachtet
Eine Kirche, die gemeinsam Verantwortung trägt, in der gegenseitiger Respekt, Dialog und Vertrauen wachsen können. Eine Kirche, die den Glauben im Heute bezeugt und Raum für vielfältige Erfahrungen mit Gott schafft.


Was der Diözesanrat sich wünscht und erwartet
Die Bereitschaft vieler Menschen zur Mitgestaltung ist ungebrochen. Gleichzeitig zeigen die Entwicklungen der letzten Jahre, dass es neue Strukturen der Mitwirkung braucht, um diese Bereitschaft zu erhalten.
Der Diözesanrat möchte dazu beitragen, Brücken zu bauen zwischen Leitung und Basis, zwischen Anspruch und Erfahrung.


Abschließende Perspektive
Die Herausforderungen im Erzbistum Köln sind erheblich – aber sie bieten auch Chancen. 
Der Diözesanrat sieht seine Aufgabe darin, das kirchliche Leben konstruktiv mitzugestalten. 
In Treue zum Evangelium, im Hören aufeinander und im Vertrauen auf den Geist Gottes.


„Die Synodalität ist der Weg, den Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends 
erwartet.“ – Papst Franziskus


Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln, Breite Str. 106, 50667 Köln
Tel.: 0221/257 61-11, Fax: 0221/25 54 62, info@dioezesanrat.de, www.dioezesanrat.de